Therapieresistente Depression im Alter: welche Pharmakotherapie hilft?
Die Behandlungen von Depressionen im höheren Lebensalter ist im Vergleich zu jüngeren Patient*innen mit mehr Herausforderungen verbunden. So sprechen weniger Patient*innen auf medikamentöse Therapien an, vermehrte Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen Medikamenten schränken den Einsatz von Psychopharmaka ein. Inwiefern Therapiestrategien bei älteren Patient*innen effektiv angepasst werden, untersuchte die hier vorgestellte Studie.
Ein kürzlich von uns publizierter Artikel fasst die verschiedenen, auch nicht-pharmakologischen Therapiestrategien umfassend zusammen (Piel C, Quante A. Therapy Strategies for Late-life Depression: A Review. J Psychiatr Pract 2023; 29(1): 15–30). Dabei konnten wir feststellen, dass die Datenlage zur Pharmakotherapie recht dünn ist. So existieren kaum Head-to-Head Studien zu verschiedenen pharmakologischen Ansätzen, ob beispielsweise bei Therapieresistenz eine Umstellung mit einem anderen Antidepressivum oder aber die Augmentation mit einem anderen Antidepressivum oder einem Antipsychotikum wirksamer und /oder verträglicher ist. Um diese Forschungslücke zu füllen, setzten nun amerikanische Wissenschaflter*innen mit einer qualitativ hochwertigen Studie an. In ihrer Studie wurde untersucht, ob bei Therapieresistenz die Augmentation mit Aripiprazol, Bupropion oder aber der Wechsel des Antidepressivums zu Bupropion oder Nortriptylin im direkten Vergleich effektiver und verträglicher sind. Sowohl Aripiprazol als auch Bupropion zeigten sich in anderen Studien zuvor als Augmentationsstrategie effektiv. Dazu wurden in einem ersten Schritt 619 Patient*innen über 60 Jahren mit Therapieresistenz eingeschlossen, von denen 211 Patietn*innen eine Augmentation auf ein Antidepressivum mit Aripiprazol und 206 mit Buporpion erhielten. 202 Patient*innen wurden vom Antidepressivum auf Bupropion umgestellt. Die Dosierungen für Aripiprazol starteten bei 2mg und konnten bis 15mg angepasst werden, die für Bupropion starten (für Augmentation und switch) mit 150mg und konnten bis 300mg angepasst werden. Die Behandlungsdauer betrug 10 Wochen. Anhand einer Skala zur Messung des Affektes und der Lebenszufriedenheit (National Institutes of Health [NIH] Toolbox Positive Affect and General Life Satisfaction) wurden die verschiedenen Strategien bewertet. Mit Hilfe der Montgomery-Asperg-Depressionsskala (MADRS) wurden die Remissionsraten (definiert als <10 Punkte) ermittelt. Im Ergebnis zeigte sich die Augmentation mit Aripiprazol am effektivsten und verträglichsten. Auch die Augmentation mit Bupropion war ähnlich effektiv, jedoch mit vermehrten Stürzen als Nebenwirkung behaftet. Die Remissionsraten lagen für die Aripiprzol- und Bupropion-Augmentation bei 28%, für die Umstellung auf Bupropion bei 19%. In einem zweiten Schritt wurden diejenigen Patient*innen eingeschlossen, die im ersten Schritt nicht respondierten oder für eine der Therapiestrategien des ersten Schrittes nicht geeignet waren. Von diesen 248 Patient*innen erhielten 127 eine Augmentation mit Lithium und 121 eine Umstellung auf Nortriptylin. Hier zeigte sich Lithium im Vergleich zu Nortriptylin hinsichtlich der NIH-Toolbox Skala etwas effektiver, die Remissionsraten waren jedoch in der Lithium-Gruppe mit 19% und in der Nortiptylin-Gruppe mit 21% in etwa gleich. Kein Unterschied konnte bei den Stürzen als Nebenwirkung detektiert werden.
Fazit:
Die Autoren resümierten, dass die Augmentation mit Aripiprazol (2–15 mg) im Vergleich zu den anderen Strategien am effektivsten und verträglichsten war. Da Patient*innen mit anderen psychiatrischen Erkrankungen und Demenzen ausgeschlossen wurden, sind die Ergebnisse durchaus als valide anzusehen.
Quelle:
Quante A. Therapieresistente Depression im Alter: welche Pharmakotherapie hilft?. Geriatrie up2date 2024; 06(03): 163 – 164. doi:10.1055/a-2251-1485
Publikationsdatum: 23. Juli 2024 (online)
Autor Studienreferat: PD Dr. med. Arnim Quante, Berlin