Angststörungen und Depressionen: Was bringen schulbasierte Programme?
Zur Prävention von Angststörungen und Depressionen werden an Schulen immer häufiger sowohl zielgerichtete als auch universelle Programme zur Stärkung der psychischen Gesundheit durchgeführt. Da aktuelle Übersichtsarbeiten zur Einschätzung der Wirksamkeit meistens nicht zwischen Grund- und weiterführenden Schulen differenzieren, haben Zbukvic et al. nun eine Übersicht auf Basis mehrerer Reviews veröffentlicht.
Depressionen und Angstzustände gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen und gehen oftmals mit sozialen, schulischen und familiären Problemen, schlechter körperlicher Gesundheit und Kosten für Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften einher. Obgleich vor diesem Hintergrund schulbasierte spezifische und universelle Programme zur Stärkung der psychischen Gesundheit in präventiver Absicht an weiterführenden Schulen eine immer wichtigere Rolle spielen, bleibt die Datenlage zu Umsetzung und Wirksamkeit bis heute unklar.
Zbukvic et al. haben dazu eine Übersichtsarbeit auf Grundlage mehrerer Reviews und zu Grunde liegender Studien verfasst. Sie konzentrierten sich hauptsächlich auf schulbasierte Programme zur Prävention von Depressionen und Angststörungen an weiterführenden Schulen mit Schüler*innen zwischen 12 und 18 Jahren und differenzierten ferner zwischen zielgruppenspezifischen und universellen Programmen. Neben den jeweiligen Ergebnissen zur Wirksamkeit der betrachteten Programme wurden die Qualität und die Bias-Risiken der Quellstudien genauer betrachtet.
Kurzfristige Wirksamkeit
Die systematische Literaturrecherche resultierte nach einem Ausschlussverfahren in 14 Reviews, die bei der Auswertung berücksichtigt werden konnten. Eine wesentliche Problematik bei der Suche nach geeigneten Reviews war die häufige Vermischung von Studien an Grund- und an weiterführenden Schulen.
Im Hauptergebnis basierten die meisten Interventionen auf kognitiver Verhaltenstherapie. Gezielte Interventionen zeigten dabei eine kurzfristige Wirksamkeit bei Angststörungen und Depression, während universelle Programme nur in einigen bestimmten Situationen kurzfristig wirksam waren. Wenn sich die Überprüfungen auf universelle Resilienzprogramme konzentrierten, konnten die Autor*innen hingegen keine signifikanten Effekte feststellen. Obgleich die Ergebnisse in Bezug auf die Wirksamkeit der schulbasierten Programme überwiegend positiv ausfielen, mussten die Studien der Reviews in Bezug auf langfristige Ergebnisse, Qualität und Bias-Risiken als heterogen beurteilt werden.
Das Autor*innenteam konnte feststellen, dass gezielte Interventionen im Allgemeinen sowohl bei Angstzuständen als auch bei Depressionen kurzfristig wirksam sind, während universelle Programme auf Basis der kognitiven Verhaltenstherapie nur in einigen Situationen eine Wirksamkeit entfalten. Sie sehen weiterhin einen großen Bedarf an systematischen Überprüfungen mit Fokus auf weiterbildende Schulen und wünschen sich die stärkere Beachtung möglicher Einflussfaktoren auf Umsetzung und Wirksamkeit.
Fazit:
In dieser Übersicht auf Basis mehrerer Reviews über die Wirksamkeit spezifischer und universeller schulbasierter Programme zur Stärkung der psychischen Gesundheit an weiterführenden Schulen zeigte sich vor allem eine kurzfristige Wirksamkeit von Interventionen unter Einsatz von Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Aufgrund der Heterogenität der verfügbaren Reviews halten die Autor*innen weitere Arbeiten unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren auf die Wirksamkeit für empfehlenswert.
Quelle:
Simon A. Angststörungen und Depressionen: Was bringen schulbasierte Programme?. KJP up2date 2024; 01(02): 104 – 106. doi:10.1055/a-2373-6429
Publikationsdatum: 11. Oktober 2024 (online)
Autor Studienreferat: Dipl.-Psych. Annika Simon, Braunschweig