Steckbrief Depression

Überblick

Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigt und nicht von selbst heilt. Die Patienten fühlen sich langfristig betrübt und antriebslos, sie bewerten ihr Leben oder ihre Zukunft als negativ und hoffnungslos. Viele Betroffene sind unfähig, Freude zu empfinden, sie ziehen sich sozial zurück und geben ihre Hobbys auf. Gefühle von innerer Leere, Schuld oder Minderwertigkeit führen möglicherweise zu Selbstmordgedanken. Angehörige bemerken häufig Stimmungsschwankungen oder verlangsamte Bewegungen der Betroffenen, Müdigkeit, Desinteresse und Konzentrationsschwierigkeiten. Auch körperliche Symptome sind möglich, wie beispielsweise Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, eine Zu- oder Abnahme des Körpergewichts, ein Druck auf der Brust, Kopf- oder Muskelschmerzen. Depressionen belasten die Betroffenen psychisch und verändern ihr soziales Leben. Aber sie machen sie auch anfälliger für körperliche Krankheiten. Häufig sind außerdem neben einer Depression noch andere psychische Erkrankungen wie beispielsweise Angst-, Persönlichkeits- oder Essstörungen vorhanden. 

Aber nicht jedes psychische Tief und jede depressive Verstimmung sind Zeichen einer echten Depression. Menschen mit echten Depressionen haben dauerhaft eine deutlich geringere Toleranz gegenüber seelischen und körperlichen Belastungen als Gesunde. Ihre genetische Veranlagung spielt dabei eine wichtige Rolle, aber auch bestimmte Botenstoffe und Verarbeitungsprozesse im Gehirn, die aus dem Gleichgewicht geraten sind. Entscheidend ist außerdem die individuelle Persönlichkeit. Ein ängstlich-fürsorglicher Erziehungsstil zum Beispiel vermittelt Kindern möglicherweise ein Gefühl von Hilflosigkeit und geringem Selbstwert. Das begünstigt die spätere Entwicklung einer Depression. Auch schlimme Erlebnisse oder der frühe Verlust eines Elternteils können zu einer Erkrankung beitragen. 

Diagnose und Behandlung

Leichte Stimmungstiefs folgen meist auf einen konkreten Anlass oder hormonelle Umstellungen, wie zum Beispiel berufliche Probleme oder Monatsblutungen, und klingen nach wenigen Tagen bis Wochen ab. Starke depressive Verstimmungen können sich jedoch zu einer echten Depression entwickeln. Dauert der Zustand länger an oder kommt er in Form von depressiven Episoden immer wieder, sollte man frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Zur Diagnose dienen ausführliche Gespräche über Symptome, Gedanken, Lebensumstände und familiär auftretende Depressionen. Wichtig ist dabei auch, andere Erkrankungen auszuschließen. 

Je nach Schweregrad der Depression empfehlen Mediziner eine geeignete Therapie. Dazu können Beratungen und Gespräche zur Selbsthilfe gehören, eine Psychotherapie mit Verhaltenstraining sowie körperliches Training. Bei leichten bis mittelschweren Depressionen kann eine Lichttherapie die Behandlung unterstützen. Häufig kommen außerdem Medikamente, sogenannte Antidepressiva, zum Einsatz. In besonders schweren Fällen, bei Selbstmordgefahr oder wenn die Therapien nicht ausreichen, können andere psychiatrische Behandlungen oder der stationäre Aufenthalt in einer Klinik nötig sein. 

Ausblick

Den meisten Patienten kann man mit der geeigneten Therapie gut helfen; bei einem frühzeitigen Behandlungsstart lassen sich Depressionen sogar heilen. Je weniger depressive Episoden die Betroffenen bis zur Diagnose hatten, desto besser sind ihre Heilungschancen.  

Literatur:

  • Praxis der Psychotherapie, Senf W., Broda M., Voos D. et al., Hrsg. 6., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020. doi:10.1055/b-006-163306 
  • Harrisons Innere Medizin, Suttorp N., Möckel M., Siegmund B. et al., Hrsg. 20. Auflage. Berlin: ABW Wissenschaftsverlag; 2020. doi:10.1055/b000000107 
  • Allgemeinmedizin, Klimm H., Peters-Klimm F., Hrsg. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2016. doi:10.1055/b-004-129719