Herzinsuffizienz und Depression
Herzinsuffizienzen und sind weltweit weit verbreitet und führen häufig zu einer reduzierten Lebensqualität sowie zu häufigen Klinikaufenthalten und damit zu hohen Kosten. Die Mortalitätsraten sind hoch, ca. die Hälfte der Patienten versterben innerhalb von 5 Jahren nach Diagnosestellung. Es besteht eine häufige Komorbidität mit depressiven Episoden. Einen direkten Zusammenhang mit dem Biomarker für Herzinsuffizienzen (NT-pro BNP) und depressiver Symptomatik konnte bisher nicht vollständig nachgewiesen werden. In einer nun veröffentlichten prospektiven Beobachtungsstudie von deutschen Wissenschaftlern sollte dieser Zusammenhang nun näher untersucht werden.
Eingeschlossen wurden Patienten über 18 Jahre alt mit einer Herzinsuffizienz ab Stadium NYHA 2. Zur Identifikation von Angst und Depression wurde u.a. die Hospital Anxiety Depression Scale (HADS-D für Depression und HADS-A für Angst) sowie das Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ) zur Erfassung des Gesundheitsstatus von Patienten mit Herzinsuffizienz. Der Untersuchungszeitraum lag bei 12 Monaten. Zudem wurde bei jedem Untersuchungszeitpunkt das NT-pro BNP untersucht. Weiterhin wurden Klinikaufnahmen bei dekompensierter Herzinsuffizienz erfasst. Die Optimierung der Medikation zur Behandlung der Herzinsuffizienz war bei jedem Untersuchungszeitpunkt möglich. Follow-up Untersuchungen wurden nach 3, 6 und 12 Monaten veranlasst.
Insgesamt wurden 151 Patienten in die Studie eingeschlossen. 72 % der Untersuchten waren Männer mit einem Alter von 64 Jahren (Median). Die mediane links-ventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) lag bei 36 %. Der mediane Spiegel von NT-proBNP lag bei 2191 pg/mL. Der mediane HADS-D und HADS-A Wert lag bei jeweils 5 Punkten. Insgesamt erhielten 10 Patienten (7 %) Antidepressiva. Patienten mit einem HADS-D Wert über 5 Punkten zeigten bei Einschluss signifikant höhere NT-pro BNP Spiegel als Patienten mit einem Score von unter 5 Punkten. Unter einer medikamentösen Therapie der Herzinsuffizienz zeigte sich der HADS-D Wert nach spätestens 1 Jahr rückläufig (Reduktion auf 3 Punkte). In der multivariaten Regressionsanalyse zeigte sich der HADS-D-Wert als unabhängiger Prädiktor der prozentualen Änderung des NT-proBNP Spiegel von Baseline zum letzten Untersuchungszeitpunkt. Anders hingegen zeigte sich das Ergebnis bei höheren Werten des HADS-A-Wertes: Hier zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Gruppe mit 5 und mehr Punkten und der Gruppe unter 5 Punkte. Auch zeigte sich keine Korrelation bezüglich der prozentualen Änderung des NT-proBNPs. Bezüglich der LVEF zeigte sich zwischen Baseline und dem letzten Untersuchungszeitpunkt eine signifikante negative Korrelation der LVEF mit der prozentualen Änderung des HADS-D-Wertes. Signifikanten Korrelationen der LVEF und des HADS-A Wertes ließen sich hingegen nicht detektieren. Bezüglich des Gesundheitsstatus kann subsumiert werden, dass HADS-D Werte über 5 Punkte mit einem geringeren Gesundheitsstatus (und damit auch Lebensqualität) einhergingen als geringere Werte. Das Gleiche Bild zeigte sich bei Patienten mit einem HADS-A Wert von über 5 Punkten. Patienten mit einem HADS-Wert von über 5 Punkten zeigten signifikant häufiger eine kardiale Dekompensation, die zu einer Aufnahme in die Klinik führte.
Fazit:
In dieser prospektiven Beobachtungsstudie konnte nachgewiesen werden, dass ein Zusammenhang zwischen depressiver Symptomatik und erhöhten pro BNP Werten besteht und das depressive Symptomatik auch mit einem höheren Risiko für Klinikaufnahmen einhergehen kann. Auch zeigte sich, dass der Gesundheitsstatus bzw. die Lebensqualität bei depressiver Symptomatik und erhöhtem pro-BNP insgesamt schlechter ausfiel. Die Autoren kamen unter anderem zu dem Schluss, dass Herzinsuffizienzen an sich mit körperlichen Beschwerden einhergehen können, die wiederum depressive Symptomatik verstärken könnte. Depressive Symptomatik wiederum könnte zu einer erhöhten Katecholamin- und Stresshormon-Ausschüttung führen, die mit einer verstärkten inflammatorischen Antwort einhergehen können und somit einen negativen Einfluss auf die Herzinsuffizienz haben könnten. Eine Generalisierung der Ergebnisse ist aufgrund der niedrigen Patientenzahl, der Methodik der Selbsteinschätzung für depressive und ängstliche Symptomatik sowie der Durchführung der Studie an nur einem Zentrum noch nicht möglich. Dennoch sollten Patienten mit Herzinsuffizienz engmaschig auf depressive Symptomatik untersucht werden und die Dynamik des pro-BNPs mitbeurteilt werden, um beide Erkrankungen optimal behandeln zu können.
Quelle:
Quante A. Herzinsuffizienz und Depression. PSYCH up2date 2025; 19(03): 190 – 190. doi:10.1055/a-2561-4326
Publikationsdatum: 8. Mai 2025 (online)
Autor Studienreferat: PD Dr. med. Arnim Quante, Berlin