Steckbrief leichte depressive Episoden
Überblick
Von einer leichten Depression oder auch einer leichten depressiven Episode spricht man in der Medizin, wenn für mindestens 2 Wochen mindestens 2 Hauptsymptome und 1 bis 3 Zusatzsymptome vorhanden sind. Die drei Hauptsymptome sind gedrückte, depressive Stimmung, Antriebsmangel/erhöhte Ermüdbarkeit und Freudlosigkeit/Interessenverlust. Als Zusatzsymptome bezeichnet man Konzentrationsschwierigkeiten, ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken. Auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Abgeschlagenheit/Mattigkeit oder sexuelle Funktionsstörungen gehören zu den möglichen Zusatzsymptomen. Manche Betroffene verlieren ihren Appetit und nehmen an Körpergewicht ab, andere essen vermehrt und nehmen zu. Personen mit leichten Depressionen haben häufig Schwierigkeiten im Arbeits- und Sozialleben. Sie können ihren Alltag und ihre sozialen Rollen allerdings noch aufrechterhalten. Bei mittelgradigen depressiven Episoden sind mehr Symptome vorhanden oder einzelne Symptome sind besonders stark ausgeprägt. Es zeigen sich deutliche Funktionseinschränkungen im Arbeits- und Privatleben.
Depressionen können in jedem Alter auftreten. Das durchschnittliche Alter liegt jedoch zwischen 25 und 30 Jahren. Laut Studien sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Diagnose und Behandlung
Dauern Stimmungstiefs länger an als etwa 2 Wochen oder kommen sie in Form von depressiven Episoden immer wieder, sollte man frühzeitig einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Zur Diagnose dienen ausführliche Gespräche über Symptome, Gedanken, Lebensumstände und familiär auftretende Depressionen. Die Gespräche finden in einer angenehm ruhigen, ungestörten und diskreten Umgebung sowie in einer vertrauensvollen und wertschätzenden Atmosphäre statt. Wichtig ist dabei auch, körperliche und andere psychische Erkrankungen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente, die eine depressive Störung verursachen können, auszuschließen.
Zur Behandlung einer leichten depressiven Episode dienen Psychotherapien mit Verhaltenstraining. Möglicherweise sind außerdem Ergo- oder Bewegungstherapien sinnvoll. Meist geben Ärztinnen und Ärzte den Betroffenen auch eine Krankschreibung, um sie von täglichen Pflichten zu entlasten. Unter Umständen kann auch eine Lichttherapie die Behandlung unterstützen. Häufig kommen gleichzeitig Medikamente zum Einsatz, sogenannte Antidepressiva. Bei Selbstmordgefahr ist in der Regel der stationäre Aufenthalt in einer Klinik nötig.
Ausblick
Den meisten Betroffenen kann man mit der geeigneten Therapie gut helfen; bei einem frühzeitigen Behandlungsstart lassen sich leichte Depressionen sogar heilen. Je weniger depressive Episoden die Betroffenen bis zur Diagnose hatten, desto besser ist die Prognose.
Literatur:
- Depressive Episode. Rezidivierende depressive Störung. In: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie, Payk T, Brüne M, Hrsg. 8. überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021.
- Depressive Episode (F32). In: Psychiatrie und Psychotherapie compact, Volz, H, Hrsg. 3. überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2014.
- Einzelne und rezidivierende depressive Episoden. In: Referenz Psychische Störungen, Reif-Leonhard C, Reif A, Hrsg. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021.